Fahnen Kössinger, 20.04.2018 um 09:40 Uhr

Das Fronleichnamsfest

Der Fronleichnamstag, der am 60. Tag nach dem Ostersonntag gefeiert wird, fällt stets auf einen Donnerstag (frühestens auf den 21. Mai, spätestens auf den 24. Juni). Allerdings ist er nur in sechs der 16 deutschen Bundesländer und in einzelnen Gemeinden Thüringens und Sachsens ein offizieller Feiertag. Das katholische Fest stellt die leibliche Gegenwart von Jesus Christus in den Mittelpunkt. Eine Hostie wird in einer wertvollen Monstranz ausgestellt und bei der Prozession in alle vier Himmelsrichtungen hochgehalten. Ursprünglich sollte Fronleichnam am Gründonnerstag abgehalten werden. Die Freude über die Gegenwart Christi und den kommenden Frühling passte aber nicht zur vorösterlichen Zeit. Deshalb verlegte man die Feier auf einen späteren Zeitpunkt nach Ostern.

Die Prozession am Pranger- oder Bluttag

Nach der Heiligen Messe mit der Eucharistie findet traditionsgemäß eine Prozession durch die Straßen und über die Flure der Gemeinden statt. An bis zu vier Stationen mit Außenaltären werden traditionelle Lieder wie Thomas von Aquins „Pange lingua“ und das „Tantum ergo“ noch immer auf lateinisch gesungen. Die Gläubigen folgen betend und singend dem Priester, der unter einem von vier Personen getragenen Baldachin die wertvolle Monstranz trägt. Wenn irgend möglich, wird eine Blaskapelle engagiert, um dem Umzug eine besondere Feierlichkeit zu verleihen. Die Ursprünge von Fronleichnam, „vrône lîcham“ = Leib des Herrn“ gehen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Papst Urban IV erklärte es im Jahr 1264 zum kirchlichen Fest. Er nannte den Sieg über die Ketzerei als Grund für die Einführung.

Fronleichnamsprozession

Traditionelle Abläufe

Die Reihenfolge der Gruppierungen, die an einer Prozession teilnehmen, wird heutzutage mehr oder weniger streng eingehalten. In früheren Zeiten gab es die eine oder andere Streitigkeit, da es eine Prestigesache war, wer an welcher Stelle beim Umzug marschierte. Das Schmücken der Außenaltäre mit kunstvollen Blumenbildern mit Motiven aus der Bibel, Fisch, Lamm, das Christusmonogramm mit den griechischen Buchstaben P und X oder ein Kelch ist nach wie vor eine Ehrensache. Es wird häufig von alteingesessenen Familien, aber auch von den Kommunion- oder Firmkindern übernommen. Man vermutet, dass der Blumenschmuck auf den Orden der Franziskaner zurückgeht – die Armen streuen Blumen für Gott. Und so darf auch nur der Priester die schönen Teppiche betreten.
Während des Umzugs betet die Gemeinde Litaneien, bei den Stationsgottesdiensten an den Außenaltären singt man Lieder und hört Fürbitten und Lesungen.

Fronleichnamsprozession mit Kirchenbannern und Fronleichnamshimmel

Geschmückter Prozessionsweg

Nicht nur das Legen der Blumenteppiche ist eine Ehrensache. Auch die Häuser entlang des Prozessionsweges sind feierlich geschmückt. An den Zäunen stecken gelb-weiße Papierfähnchen mit grünen Zweigen oder kleine Birken. Die gelbe Farbe in den katholischen gelb-weißen Fahnen ersetzt heraldisch das Gold, das bis zur heutigen Zeit, die imperiale, herrschaftliche Sonnenfarbe repräsentiert. Auch die Bannerfahnen vor der Pfarrkirche und die lange Stoffbahn, die im Altarraum von der Decke bis zum Boden drapiert wird, sind in goldgelb und weiß gehalten. Diese genähten oder bedruckten Fahnen können je nach örtlichen Gegebenheiten von erfahrenen Fahnenlieferanten passend angefertigt werden.

Fronleichnamstücher als Dekoration am Prozessionsweg

Die Fensterbretter werden mit Fronleichnamstüchern abgedeckt. Diese zumeist roten Tücher zeigen kirchliche Motive, Kreuze, Kelche, Hostien, das Christus-Monogramm PX, die Buchstaben IHS oder Strahlenkränze. Rot symbolisiert das Blut Christi, die meist goldene Stickerei bzw. die Goldborten sollen die Herrlichkeit Gottes darstellen. Diese Tücher können mit genähten Borten oder auch bedruckt im Handel beim Kirchenbedarf erworben werden. Wer heute noch Wert legt auf kunstvolle Stickerei ist bei einer Fahnen- und Paramentenstickerei an der richtigen Adresse.
In Zeiten der Zünfte, als die Abfolge der Prozessionen noch sehr strikt eingehalten wurde und als Prestigesache galt, konnte man auch durch den Tuchschmuck seine Stellung zeigen und seinen Reichtum demonstrieren. Die Umzüge führten durch die wichtigsten Straßenzüge, die Altäre wurden von den reichsten Bauern bzw. Zunftmitgliedern aufgebaut. Aufwendig bestickte Fronleichnamstücher zeigten den vorbeiziehenden Gemeindemitgliedern, wo der Reichtum zuhause war.

Gelebter Glaube

Nach dem Umzug über Flure und durch die Straßen treffen sich die Gläubigen noch einmal in der Kirche und singen „Großer Gott wir loben Dich“. Viele Leute nehmen sich kleine Zweige von den Birken oder Teile des Blumenschmucks aus dem Altarraum mit heim, da sie glauben, diese schützen Haus und Familie vor Unheil. In den meisten Gemeinden findet das Fronleichnamsfest seinen Ausklang im Rahmen einer Grillfeier, bei der die Blasmusik nach dem Lob Gottes mit fröhlichen, weltlichen Liedern den Frühling begrüßt.

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