Fahnen Kössinger, 07.03.2018 um 13:25 Uhr

Die Fahnenweihe - der größte Tag einer Fahne

Neue Fahnen werden bei der Fahnenweihe in die Öffentlichkeit eingeführt. Es ist ein festlicher Tag, mit Gottesdienst oder Festakt und in der Regel anschließendem Festbetrieb, mit Schmuck und Musik und vielen Gästen und Partnervereinen, die ihren Anteil zum Gelingen beitragen. Erst wenn eine Fahne geweiht ist, kann sie ihren Dienst tun und den Verein bei Festzügen, Gottesdiensten und anderen Anlässen repräsentieren. Es ist eine alte Tradition, die heute noch insbesondere in katholischen Regionen, aber auch weit darüber hinaus gelebt wird.

Wie häufig in der Geschichte der Fahnen stammen auch die Ursprünge der Fahnenweihen aus dem militärischen Bereich. Mit dem Festakt soll die Fahne unter den Schutz Gottes gestellt werden - für Kriegsherren früherer Zeiten ein wichtiger Punkt, denn die Fahne war damals ein essentieller Identifikationspunkt für die Soldaten. Sie diente dazu, im Schlachtgetümmel den Anschluss an die eigene Einheit nicht zu verlieren. Ging eine Fahne verloren oder wurde sie zerstört, konnte das schwerwiegende Folgen für den Ausgang der Schlacht haben - weil die Soldaten keinen Punkt zur Orientierung mehr hatten. Geriet eine Fahne gar in die Hand der Gegner, war das eine schlimme Schmach. Der Segen Gottes galt daher nicht nur dem Schutz des Tuchs sondern auch der Einheit, für die es stand.

Segnung der Vereinsfahne

Dieser Brauch war schon im frühen Mittelalter bekannt. Erste Berichte sind aus dem 10. Jahrhundert belegt. In Mittel- und Westeuropa verbreitete sich der Brauch ab der Zeit der Kreuzzüge, zuerst im Militär, später auch bei Vereinen. Zielte die Fahnenweihe ursprünglich darauf ab, den Segen Christi für den Kampf zu erbitten, so stellen heute Vereine ihre Fahne und damit auch ihre Gemeinschaft mit der Weihe unter den Schutz Gottes.

Allgemeingültige Vorgaben für den Ablauf einer Fahnenweihe gibt es nicht. Regional und in verschiedenen Bereichen haben sich die unterschiedlichsten Bräuche entwickelt, wie das Patenbitten, bei dem ein befreundeter Verein darum gebeten wird, die Patenschaft zu übernehmen und bei der Ausrichtung der Fahnenweihe zu helfen. Dieses folgt den unterschiedlichsten Ritualen - häufig knien die bittenden Vereine auf Holzscheiten, tragen mehrstrophige Gedichte vor und müssen Aufgaben erledigen. Die beiden Vereine verbindet anschließend häufig eine Freundschaft, die lange über die Fahnenweihe anhält.

Präsentation der neuen Vereinsfahne

Einige Feuerwehrverbände und andere Organisationen haben Vorlagen dafür erarbeitet, wie eine Fahnenweihe abgehalten werden sollte, sogenannte Fahnenweihungsordnungen. Darin ist auch der Ablauf des Festgottesdienstes geregelt, bei dem der Fahne der kirchliche Segen verliehen wird, beziehungsweise bei weltlichen Fahnenweihen der Ablauf des Festaktes. Auch die nötigen Vorbereitungen sind festgelegt. Dazu gehört unter anderem, Festdamen zu benennen oder Ehrengäste zu laden. Auch die zur Fahnenweihe nötige Ausrüstung wird aufgeführt - neben den Festuniformen sind hier insbesondere die Fahnenbänder zu nennen, die an der zu weihende Fahne und an die Fahne des Patenvereins angebracht werden. Auch Ehrendamen oder Bürgermeister verleihen meist Fahnenbänder, zudem erhalten befreundete Vereine, die zur Fahnenweihe geladen sind, häufig Erinnerungsschleifen. Wichtig ist zudem die feierliche musikalische Umrahmung des Festes, für die die entsprechende Musik ausgesucht werden muss.

Den Fahnenjungfrauen oder Ehrendamen fällt bei einer kirchlichen Fahnenweihe die Aufgabe zu, die neue Fahne erstmals an den Verein zu übergeben. Sie tragen sie in die Kirche, eingerollt in ein Tuch, und legen sie an prominenter Stelle ab. Festgelegte Texte, Gebete und Gesänge bestimmen den Verlauf des Gottesdienstes. Erst anschließend erhält der Fähnrich seine Ausrüstung wie Tragegurt oder Handschuhe und hält die Fahne selbst zum ersten Mal in den Händen. Danach wird die Fahne der Gemeinde präsentiert und erstmals geschwenkt. Bänder werden übergeben. Nun tauscht die neue Fahne mit den anderen Fahnen den Fahnengruß aus - die Fahne ist damit offiziell als Erkennungszeichen des Vereins etabliert und kann künftig ihren Dienst bei Festzügen, Trauerfeiern und anderen Anlässen tun.

Festeinzug mit Fahnen und Fahnenbänder
Vereinsfahne auf Holzgestell

Doch auch weltliche Fahnenweihen sind inzwischen verbreitet, wenn auch nicht so stark wie kirchliche Feiern. Der Gottesdienst entfällt und wird durch einen Festakt mit Ansprachen und Musik ersetzt. Die Fahne wird in diesem Fall vom Patenverein übergeben, die übrigen Abläufe ähneln einer kirchlichen Fahnenweihe. Ganz auf die feierliche Einführung verzichten dagegen Vereine nur sehr selten, wenn sie eine neue Fahne erhalten. Schließlich ist nicht einfach nur ein buntes Stück Tuch - sondern ein echtes Heiligtum und der ganze Stolz eines Vereins.

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