Fahnen Kössinger, 03.12.2019 um 13:48 Uhr

Schulterschärpe, Bauchbinde, Bandoliere

Am häufigsten sieht man heutzutage die breiten, von der Schulter zur Hüfte verlaufenden Bänder wohl bei Misswahlen. Je nach Anlass können die Schärpen aus festem, glänzenden Papier sein, auf das der Anlass der Ehrung aufgedruckt ist, oder aber es handelt sich um hochwertige Samt- oder Seidenprodukte mit edler Stickerei.
Auch in der Politik ist das Tragen von Schulterschärpen aus Tradition üblich. Die Präsidenten lateinamerikanischer Staaten wie Chile in etwa verwenden sie, um ihre Position zu verdeutlichen. Mitglieder der französischen Nationalversammlung und auch die Bürgermeister in Frankreich zeigen durch Schärpen in den Nationalfarben blau, weiß und rot ihre Stellung. Wo aber kommt dieser Brauch her?

Militärische Vergangenheit

Wie bei vielen Accessoires von Trachten und Uniformen, die heute in erster Linie nur noch Schmuck- und Repräsentationscharakter haben, stammt die Schärpe aus dem Soldatentum. Beim Marschieren und während einer Schlacht musste man die Hände frei haben und konnte gleichzeitig nicht umständlich in einer Tasche nach Waffe und Munition suchen. So befestigte man im 14. Jahrhundert Degen und diverse Ausrüstungsgegenstände an der "Leibbinde" (um den Bauch) oder dem "Bandolier" (diagonal über den Oberkörper). Nach Erfindung der Feuerwaffen kamen Munition, Pulverbüchsen und Lunten dazu. Die breiten Bänder aus Leder oder Stoff konnten dabei über die Schulter, um den Bauch oder aber auch kreuzweise über Brust und Rücken platziert werden, je nachdem, was daran befestigt war und wie sich das Gewicht am besten verteilen ließ.

In historischen Unterlagen ist teilweise akribisch beschrieben, was z.B. ein Schütze alles an seinem Bandelier zu tragen hatte. Kugelbeutel, Zünder, Munition, Pulver und alles was dazu gehörte, die Feuerwaffe einsatzfähig zu machen, summierten sich auf mehrere Kilogramm Gewicht. Berittene Soldaten befestigten ihre Vorderlader an den Gurten, Infanteristen neben Säbel und Degen auch Granatentaschen.

Verschiedenfarbige Schärpen wurden auch als Unterscheidungsmerkmal von Truppenteilen und zur Identifizierung der Soldaten verwendet. Nach und nach stattete man auch die einfachen Armeemitglieder mit einheitlichen Uniformen aus, so dass sich die farbigen Schärpen im 19. und frühen 20. Jahrhundert von rein praktischen Aufbewahrungsutensilien zu Repräsentationsaccessoires umwandelten. Mit Tressen und Quasten verziert und mit Wappen oder Stickereien ausgestattet dienten die Bandelieren bei Paraden zur Demonstration der hohen Stellung von Offizieren.

Das Material

Da Leder in feuchter Umgebung leicht anfängt zu schimmeln, was zur Korrosion der daran befestigten Munition oder Waffenteile führen konnte, wurden die Schärpen schon recht bald aus anderen Materialien angefertigt. Baumwolle schützte die Metalle besser, und mit dem Aufkommen von Kunststoffen war das Problem ohnehin gelöst. Nylon oder andere künstlich hergestellte Gewebe finden heute auch in der Armee hauptsächlich Anwendung.

Die Schulterschärpe im zivilen Bereich

Das Wort "Schärpe" wurde aus dem Französischen entlehnt. Schal, Armbinde oder Leibbinde heißt dort "écharpe" und bezeichnet ein breites Band, das zur Kleidung getragen wird. Die Militärtradition lässt sich bis heute nachvollziehen, da der Fahnenträger und seine zwei Begleiter normalerweise durch Schärpen gekennzeichnet werden. Bei den meisten Vereinen hat sich eingebürgert, drei Mitglieder mit Schärpen auszustatten. Der Fahnenträger selbst und einer der Junker hat eine von der rechten Schulter zur linken Hüfte verlaufende, der dritte eine von der linken Schulter zur rechten Hüfte verlaufende Schärpe. Dies zieht sich durch alle Vereine und Verbände, nicht nur Soldaten- und Krieger- oder Schützengemeinschaften. Auch Feuerwehren, Trachtenvereine oder soziale Verbände schmücken ihre Fahnenträger mit Schärpen aus Samt, Rips, Moireeband oder Brokatstoff. Die Farbgebung richtet sich nach dem jeweiligen Verein, weiß-blau für Krieger, weiß-rot für Feuerwehren und weiß-grün für Schützen. Da es keine festgeschriebenen Vorschriften zur Trageweise gibt, können die Schärpen natürlich auch anders angelegt werden. Manche Vereine verzichten darauf bei den Fahnenbegleitern, andere möchten ein symmetrisches Bild mit vier Schärpen.

Weibierkönigin mit Schulterschärpe

Aldersbacher Weißbierkönigin 2019, Yvonne Wilhelm aus Schöllnach

Veredelung

In einigen Gegenden werden Schulterschärpen von Vereinen ohne Text oder Motiv getragen. Gerade in Österreich lässt man hingegen den Vereinsnamen einsticken. Auch die Veranstalter von Schönheitswettbewerben möchten die Leibbinden bestickt oder bedruckt, damit der Titel der Gewinner und Gewinnerinnen mit der jeweiligen Jahreszahl zu sehen ist. Bier- und Weinköniginnen tragen häufig auch bestickte Schärpen mit Weinranken oder Hopfendolden. Die Gestaltung mit Text und Motiv kann individuell erfolgen.
Der aus den USA übernommene Brauch des Junggesellenabschieds hat auch zu einem Hype bei der Herstellung billiger Schärpen aus Papier und Kunststoff gesorgt. Auffallen ist bei diesen Schärpen das wichtigste, so dass vor allem leuchtende Farben verwendet werden. Nach dem Event landen die Dekoartikel meist im Müll. In Deutschland werden kaum Papierschärpen gefertigt, diese kommen vor allem in Amerika vor.

Das beste Material für jeden Zweck

Dekoschärpen

Nur für kurzfristigen Einsatz bei einem Geburtstag oder der Junggesellenparty sind solche Schärpen aus preisgünstigem Polyester, meist bedruckt mit einem Spruch oder einem lustigen Motiv.


Pflegeleichte Schärpen für Vereine

Preisgünstig und pflegeleicht sind Schärpen aus Baumwolle. Sie sind sehr strapazierfähig, lassen sich waschen und bügeln, fallen allerdings nicht ganz so sauber wie die Schärpen aus hochwertigeren Materialien.


Changierend und bedruckbar

Moiree ist ein Webmaterial, das durch seine Wellenstruktur eine changierende Oberfläche aufweist. Es lässt sich gut bedrucken und muss nicht abgefüttert werden. So kann man auch einlagige Schärpen sehr stabil anfertigen. Bestickte Moireeschärpen werden zusätzlich mit einem Futter versehen. Die Auswahl an Grundfarben ist sehr groß.


Weiche Oberfläche und edler Glanz

Mit seinem hohen Flor und der weichen Haptik ist Samt einer der beliebtesten Stoffe, die für die Herstellung von Schärpen verwendet werden. Er lässt sich gut besticken und sieht gerade bei einer Ehrung edel und hochwertig aus. Eventuelle Verschmutzungen sind durch professionelles Reinigen gut zu beseitigen.


Besondere Materialien

Für außergewöhnliche Ehrungen und Veranstaltungen lassen sich auch Schärpen im höheren Preissegment herstellen. Damast wirkt durch seine Struktur schon sehr edel. Auch Fahnenrips ist durch seine changierende Oberfläche interessant und bietet eine hochwertige Alternative zu Baumwolle oder Samt.

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